Hinterglasmalerei im bayrisch - böhmischen Grenzgebiet
Das Hinterglasbild
Eine Form der Malerei ist das Malen hinter Glas. Das Glas als Malgrund verlangt vom jeweiligen Maler besondere Fertigkeiten. Das Bild wird auf der Rückseite seitenverkehrt und von vorne nach hinten gemalt. Von vorne gesehen verleiht das Glas dem Bild eine besondere Leuchtkraft.
Anfänge der Hinterglasmalerei gab es bereits in der Antike. Die ersten mit den heutigen Hinterglastafeln vergleichbaren Malereien wurden im 16. Jahrhundert in Venedig, in den Niederlanden und in der Schweiz angefertigt. Ein Zentrum der städtischen Hinterglasmalerei im 18. Jahrhundert war Augsburg.
Unabhängig von der handwerklichen Malerei entwickelte sich die Hinterglasmalerei im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet in der Nähe von Glashütten.
Raimundsreut:
Der Ort Raimundsreut im Bayerischen Wald wurde 1721 unter dem Fürstbischof und Landesherrn des Hochstifts Passau, Raimund Ferdinand Graf von Rabatta, besiedelt.
Von diesem und der vorangegangenen Rodung durch die Glashütte in Schönbrunn erhielt der Ort seinen Namen.
Von diesem und der vorangegangenen Rodung durch die Glashütte in Schönbrunn erhielt der Ort seinen Namen.
Die Hütte in Schönbrunn lieferte das Glas, die bekannte Wallfahrt zur Hl. Mutter Anna auf dem Kreuzberg in unmittelbarer Nachbarschaft das Motiv für die Entstehung der Hinterglasmalerei.
Als erster Hinterglasmaler in diesem Raum wird 1737 Johann Georg Neumayer, der Enkel eines Arztes aus Neukirchen beim Hl. Blut genannt. Es folgen Simon Hilgart, Petlmacher auf der Landgrafenhütte, und sein Sohn Johann Kaspar. Bis 1804 waren Simon und Johann Kaspar Hilgart die Kreuzberger Hinterglasmaler.
In diese Familie heiratete der 1713 in Schönbrunn geborene Tobias Peterhansl. Er war von Beruf Maurer und erlernte die Hinterglasmalerei bei seinem Schwiegervater Simon Hilgart. Im Winter 1758/1759 übersiedelte er mit seiner Familie endgültig nach Raimundsreut. Tobias Peterhansl gilt als der Begründer der Raimundsreuter Hinterglasmalerei.
Mit seinen Söhnen Bernhard und Johann Paul und seinem Schwager Johann Kaspar Hilgart entstand in den letzten Jahrzehnten des 18. bis ins 1. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts das klassische Raimundsreuter Hinterglasbild,
das bis heute Maßstab vollendeter, beachtenswerter Volkskunst ist.
das bis heute Maßstab vollendeter, beachtenswerter Volkskunst ist.
(Raimund Schuster)
Fortgeführt wurde die Hinterglasmalerei von Bernhard Peterhansls Sohn Josef und dessen Söhnen Franz und Josef. Ebenfalls in Raimundsreut malte der „Kraner“ Paul Janke, der nach dem Tod von Johann Paul Peterhansl dessen Witwe heiratete.
In den Raimundsreuter Werkstätten wurden hergestellt und vertrieben: Farbbilder, Rußbilder, Goldschliffbilder, Kartuschbilder und schließlich die Spiegelbilder, die zu ihren bedeutendsten Schöpfungen zählen. Die Verspiegelungstechnik hatte in den Hütten des Waldes besonders um Raimundsreut eine alte Tradition.
Auslöser für den Kauf der Bilder war die damals weit verbreitete Volksfrömmigkeit. Heiligenbilder und Bilder aus dem Leben Jesu waren auch die Hauptmotive für die Raimundsreuter Hinterglasmalerei.
Der Vertrieb:
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden von den Raimundsreuter Malerfamilien jährlich bis zu 40.000 Hinterglasbilder gefertigt. Diese wurden von Hausierern, den so genannten „Kranern“, nach Süddeutschland und ins benachbarte Ausland verkauft.
Ende der Hinterglasmalerei:
1875 gab Franz Peterhansl seine Malerkonzession auf.
Die Schwierigkeiten an den Glashütten, das Aufkommen des Farbdrucks und der Fotografie beendeten eine Ära, die den Raimundsreuter Malern über vier Generationen Beschäftigung und Einkommen gesichert hatte.